Karl-Heinz Tröstrum
"Erst der gezielte Schuß und dann der Warnschuß. Vergatterung!"
Der Autor, 1957 in der DDR geboren, wuchs mit zwei Geschwistern in einem wohlbehüteten Elternhaus auf, einer DDR-Vorzeigefamilie. Der Vater war Mitarbeiter in der Bezirksleitung der SED. Nach seinem Schulabschluß und einer anschließenden Lehre als Offsetdrucker, seinem Traumberuf, wurde er ein Zeitungsdrucker mit Leidenschaft. Die sozialistische Welt war in Ordnung für ihn. Da er aber schon in jungen Jahren einen ausgeprägten Gerechtigkeitssinn hatte, nahm seine heile Welt während seines Grundwehrdienstes an der deutsch-deutschen Grenze etwas Schaden. Noch war er linientreu, hatte aber Zweifel am System bekommen. Aber er verdrängte die 18 Monate Dienst an der Grenze und war glücklich, als er an seine Druckmaschine zurückkehren konnte.
Durch die Freundschaft seiner älteren Schwester mit einem Ausländer und die spätere Heirat mit ihm, veränderte sich das Leben der gesamten Familie grundlegend. Sie geriet in den Fokus der Staatssicherheit. Der Vater bekam Berufsverbot, und ihn, den Sohn, fand das Ministerium für Staatssicherheit für nicht mehr tragbar die Parteizeitung der SED zu drucken. Als er daraufhin aufbegehrte und aus Protest nicht zur nächsten Wahl ging, erklärten die Genossen ihn zum gefährlichen Staatsfeind und begannen ihn zu schikanieren wo es nur ging. Als Reservist wurde er zweimal für jeweils drei Monate wieder eingezogen und in speziellen Reservistenkompanien "geschliffen". Diese Kompanien waren im Grunde genommen Strafeinheiten, in die ausschließlich Reservisten gesteckt wurden, die irgendwann und irgendwie "angeeckt" waren. Diese Monate waren für ihn die schlimmsten seines Lebens. Die zweite Reserveübung endete am 21. Juli 1989. Weitere Einberufungen blieben ihm durch die Wiedervereinigung erspart.